Wildkräutergedanken

Jedes Jahr nehme ich mir vor, meinen Garten schön zu machen, Gemüse anzubauen, Blumen zu pflanzen und ihn zu dem Wohlfühlparadies werden zu lassen, wie ich mir das so in meinen Träumen vorstelle … und dann kommt der Sommer, es wird mir zu heiß, das „Unkraut“ erobert die Beete, alles andere vertrocknet und was dann im Herbst noch lebt, holen sich die Rehe. Ja, jedes Jahr kämpfe ich aufs Neue gegen die Wildnis an und verliere…

Teil dieses Traums ist ein üppiger, blühender Kräutergarten. Mein eigentlicher Kräutergarten wurde von Brombeeren und Hopfen erobert. Unter dem Rankengeflecht behauptet sich nur noch ein bisschen Zitronenmelisse. Letztes Jahr habe ich mir also ein neues Beet freigemacht für den Kräutergarten, bessere Standort, mehr Sonne, keine Brombeeren in der Nähe. Ein paar Kräuter habe ich gekauft, die meisten habe ich selber gezogen. Das Ergebnis war noch sehr weit entfernt vom üppigen, blühenden Kräuterparadies. Und wieder kam der Sommer, mir wars zu heiß um da dran zu bleiben und der Kräutergarten wurde vergessen.

Dieses Jahr habe ich keine Lust mehr auf diesen Kampf gegen die Wildnis. Ich brauche eine Pause. Nicht mal ein paar Tomaten habe ich vorgezogen. Wildnis, du hast gewonnen.

Aber zwischen dem ganzen „Unkraut“ fand ich meine liebevoll selbst gezogenen Kräuter wieder und sah, dass sie doch ganz gut angewachsen waren. Also wenigstens dieses Beet wollte ich schön machen und hab heute „Unkraut“ gejätet. Und dabei gingen meine Gedanken auf Wanderschaft und die Pflanzen wurden laut. Ja, ich bekam sogar ein schlechtes Gewissen, denn was ich da raus riss, waren alles üppige und blühende Kräuter: Weidenröschen, Ehrenpreis, Ackerwinde, Brennnessel, Quecke, Sauerklee, Ackergauchheil, stinkender Storchenschnabel, und und und… zum Glück wächst das ja alles noch massenweise im restlichen Garten. Aber die Erkenntnis dahinter ist: das, was ich will, ist nicht unbedingt das, was ich brauche. Pflanzen, die wir brauchen, wachsen von ganz allein in unserer Nähe… und vielleicht ist eben genau die Wildnis das, was ich eigentlich brauche…

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